T100(S) Reparaturlösung Stossdämpferproblem

[DF3OE]

Vorwort:
Diese Reparaturlösung bezieht sich nur auf die Stoßdämpfer der ersten Generation (Maschinen bis ca. 1970).
Erkennbar am braun lackierten Alu-Druckgussgehäuse des Stossdämpfers.
Stossdämpfer der zweiten Generation haben einen anderen Kolben und man muss eine andere Reparaturmethode
anwenden, die separat beschrieben werden wird.

Wohl kaum ein T100(S) Nutzer bleibt leider über kurz oder lang von diesem Problem verschont.
Der Stossdämpfer versagt seinen korrekten Dienst und der Typenkorb springt munter vom Zeilenanfang
bei Wagenrücklauf zurück. Der Druck des ersten Zeichens/Buchstabens beginnt nicht mehr an erster Postition.
Ursache für dieses Problem ist die altersbedingte Schrumpfung der Kunststoff-Dichtlippe (quasi Kolbenring)
am Kolben des Stossdämpfers um wenige zehntel Millimeter. Der Kolben kann kein bremsendes Luftpolster
mehr aufbauen, sondern die Luft strömt am Kolben vorbei nach außen und die stossdämpfende Wirkung versagt.

Da ein Originalersatzteil erstens nicht mehr zu bekommen ist, und wenn, dieses auch aus Altbeständen
sein wird, also dem selben Alterungsprozess ausgesetzt ist, muss eine andere Lösung her...
Der Luftspalt zwischen Kolben und Zylinder muss wieder geschlossen werden, sodass der Kolben passgenau
und ohne Spiel im Zylinder wirken kann!
Lösung bringt ein flexibler "Abstandsweiter" aus einem Filzstreifen mit ca. 2mm dicke. Dieser drückt die Dichtlippe
wieder einige zehntel Millimeter nach Außen und der Luftspalt verschwindet.

Nachfolgend die Reparaturlösung Schritt für Schritt:

Stossdämpfer mit Einstellschraube, von hinten zugänglich im linken Bereich der Maschine:

Stossd_1.JPG

Die Schraube mit dem gezahnten Blechplättchen dient zur Feinjustierung der Stossdämpferwirkung.
Das Blech verschliesst ein winziges Luftaustrittsloch mehr oder minder, je nachdem wie weit man das
Blechplättchen verschiebt.

Schritt 1:

Typenkorbhebel aushängen und aus dem Stossdämpferzylinder ziehen. (den kleinen Bolzen nach unten drücken)
Lässt sich ohne Werkzeug bewerkstelligen. Blechdeckel abschrauben:

Stossd_2.JPG

Schritt 2:

Kolben aus dem Zylinder ziehen.

Stossd_3.JPG

Alles gut reinigen (Spiritus).

weiter geht's mit der Reparatur im neuen Beitrag....

[DF3OE]

Nun die eigentliche Reparatur:

Man benötigt einen Filzstreifen mit ca. 2mm Dicke. Ich habe einen noch vorrätigen selbstklebenden Filzstreifen
genommen, den ich noch von einer Holzgehäuse-Restaurierung übrig hatte, wo ich ihn als Deckeldichtung
benutzt habe.
Man kann auch Filz ohne selbstklebende Seite nehmen. Dieser sollte dann allerdings mit etwas Kleber (Sekundenkleber?)
am Kolbeninneren (Alu) fixiert werden.
Die Filzdichtung wird genau eingepasst (dabei die Kunststofflippe etwas nach Außen drücken)
und der überschüssige Teil wird bündig mit einer Schere abgeschnitten:

Stossd_4.JPG

Wenn man nun den Kolben wieder in den Zylinder einführt, merkt man deutlich, dass er nun wieder ohne
Luftspalt perfekt passt und man verspürt auch einen leichten Gegendruck.

Das Ganze nun wieder zusammenbauen.

Nun die Maschine in Betrieb nehmen und den Stossdämpfer mittels der Einstellschraube und des Blechplättchens
feinjustieren.

Das Ergebnis sollte dann so aussehen:

Stossd_5.JPG

Ich wünsche viel Erfolg bei der Reparatur dieses leidigen Problems !

Henning

PS: Vielen Dank an meine Frau Swantje, die nach erfolglosen Versuchen mit diversen anderen Materialien,
auf die glorreiche Idee mit dem Filzstreifen gekommen ist...
(also, Blumen bitte an sie )

[Martin]

Hallo Henning,

kannst du bitte den Filzstreifen vor der Bearbeitung noch mal fotografieren und evtl. eine Bezugsquelle einstellen?

Gruß auch an die Chefin vom Fernschreibzeugamt.

[DJ6BW]

Hallo zusammen,
nachdem mein T100S lange Zeit wunderbar lief, ist jetzt plötzlich der Stoßdämpfer nicht mehr in Ordnung, der Typenkorb prallt regelmäßig ab und springt auf die dritte Position. Allerdings habe ich wohl die neuere Version bei mir verbaut. Gibt es da schon eine erprobte Idee, wie man da Abhilfe schaffen kann?
Ich habe ihn mal geöffnet und gesehen, dass eine Gummilippe, also ein Gummiring so eingeklemmt ist, daß er zum Zylinder hin abdichtet. Offenbar ist der Ring abgenutzt und kann den Spalt nicht mehr richtig verschließen. Vielleicht muss man da auch etwas vom Original abweichen? Vielleicht ein Ring aus dünnem Leder?

Viele Grüße!
Ulfert

[DF3OE]

Hallo Ulfert,
habe letztens auch einige dieser Maschinen auf der Werkbank gehabt.
Wenn die Kunststoffdichtung noch stabil ist, kann man sie "umkrempeln". Dadurch ist die bisher
nicht benutzte Seite außen und die Dichtwirkung ist dann wieder erhöht.
Auch den Zylinder mit etwas Fett (nicht Öl) im hinteren Bereich vorsichtig einfetten hat geholfen.
Darf aber nicht zu viel sein. Muss man ausprobieren. Bei zuviel Fett quillt es dann aus dem
Entlüftungsloch heraus und verstopft es somit.

Henning

[Martin]

So sieht derzeit meine Lösung für die andere Version von Stoßdämpfer aus:

IMG_3384.JPG

IMG_3385.JPG

IMG_3386.JPG

IMG_3388.JPG

[ProjektTelefon]

Mein Dämpfer zeigt inzwischen das selbe Problem, auch bei mir hängem Buchstaben beim Druck falsch. Zwar springt der Korb noch nicht hin her, aber das Vorzeichen ist aufjedenfall da sieht dann so aus:

IMG_5287.JPG

Muss bei mir noch kucken welchen Dämpfer ich habe, und welche Reparaturmethode in Frage kommt.

[Blockhebel]

Hallo Ulfert,
habe letztens auch einige dieser Maschinen auf der Werkbank gehabt.
Wenn die Kunststoffdichtung noch stabil ist, kann man sie "umkrempeln". Dadurch ist die bisher
nicht benutzte Seite außen und die Dichtwirkung ist dann wieder erhöht.
Auch den Zylinder mit etwas Fett (nicht Öl) im hinteren Bereich vorsichtig einfetten hat geholfen.
Darf aber nicht zu viel sein. Muss man ausprobieren. Bei zuviel Fett quillt es dann aus dem
Entlüftungsloch heraus und verstopft es somit.

Henning

Ich habe genau das gleiche Problem, dass ich diese tolle Gummilippe habe. Umkrempeln lässt diese sich nicht mehr. Sie ist schon zu spröde. Das Einfetten hat eine teilweise Verbesserung ergeben. Ich musste das Luftloch allerdings mit dem Blech vollständig schließen, um ein gewissen Effekt zu erzielen. Es entweicht also noch zu viel Luft nebenher.

Das eigentliche Problem ist nun, nachdem ich alles wieder zusammengesetzt habe, druckt der Fernschreiber zur noch Mist. Auf Wagenrücklauf und Zeilenvorschub reagiert er nur mit einem Leerzeichen. Bei einigen anderen Buchstaben auch. Im Druckspiegel des Terminals kommen aber die richtigen Buchstaben und Zeichen an. Hat jemand eine Idee wo ich irgendwas verstellt haben könnte?

[Blockhebel]

Gestern hatte ich bei dieser Reparatur eine kleine Störung verursacht, die dafür sorgte, dass der Fernschreiber nur noch Mist druckte. Dank der schnellen telefonischen Hilfe von Martin konnte der Fehler schnell gefunden werden. Folgendes war passiert:

Nach dem Ausbau des Bremshebels hatte ich wohl manuell den Wagenrücklauf ausgelöst. Da kein begrenzender Bremshebel mehr da war, rutschte der Typenwagen etwas zu nach links, wodurch die Hebel des Typenwagens, welche die Informationen von den Übertragungsschienen übertragen, ihren Eingriff verloren. Nur noch ein Hebel befand sich im Eingriff, sodass die merkwürdigen Druckergebnisse zu Stande kamen.

Fehler_t100.PNG

Zur Fehlerbeseitigung musste ich den Bremshebel wieder ausbauen. Wagen nochmal ganz nach links. Mit der Sonderfunktionstaste ließen sich dann alle fünf Übertragungsschienen in die obere Position bringen und der Wagen konnte wieder nach rechts geschoben werden, sodass alle Hebel wieder im Eingriff sind. Und dann den Dämpfer wieder zusammengebaut.

[Franz]

Rein theoretisch könnte man doch auch einfach statt der Filzgeschichte eine härtere Zugfeder für den Stoßdämpferhebel (natürlich nicht zu hart und nicht zu kurz) nehmen, dann müsste der Hebel träger und härter werden und würde den Korb nicht so an den Anschlag knallen lassen ?