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Re: Siemens T1000 von 1979

Verfasst: Do 18. Mai 2023, 22:12
von MKS
Bereits nach einem Jahr meldete sich Siemens mit einer Mieterhöhung um 15,70 DM von 271 DM auf monatlich 286,70 DM.
Am 22.06.1983 sendete der Inhaber der Reiseagentur ein Telex an Siemens mit der Bitte um Kauf des T1000.

Re: Siemens T1000 von 1979

Verfasst: Do 18. Mai 2023, 22:14
von MKS
Am 23.06.1983 antwortete Siemens und bot den T1000 zu einem Verkaufswert von 6503,93 DM an. Die „vermietete Anlage“ überließ Siemens dann zum 30.09.1983.

Re: Siemens T1000 von 1979

Verfasst: Do 18. Mai 2023, 22:15
von MKS
Die Endabrechnung erfolgte zum 21.09.1983 in Form einer Gutschrift. Seitdem war die Maschine Eigentum der Reiseagentur, wurde jedoch regelmäßig gewartet, bis sie etwa um die Jahrtausendwende außer Betrieb ging. Der Verkäufer wollte noch mal nachsehen, wann das genau war.

Re: Siemens T1000 von 1979

Verfasst: Do 18. Mai 2023, 22:18
von MKS
Das waren zunächst einmal die Dokumente. Zum Technischen komme ich noch später. Die Maschine ist zerlegt und wird gesäubert, worüber ich berichten werde. Da ich am Sonntag nach Heusenstamm zum Museumstag fahren will und noch einige andere Dinge erledigen muss, kann es ein paar Tage dauern...

Re: Siemens T1000 von 1979

Verfasst: Mo 29. Mai 2023, 22:48
von MKS
Über die Pfingstfeiertage habe ich mich wieder mit dem T1000 beschäftigt… :schwitz:

Inspizierung
Nach Öffnen des Gehäuses offenbart der Zähler 625 Betriebsstunden. Die Innereien sehen vollständig und nicht verbastelt aus. Allerdings hatten sich ein paar Dinge gelöst: Papierandruckstange, Dokumentenklemme (pfuschige Konstruktion), gebrochene Rastnasen. :whack:
Um nichts zu zerstören, habe ich die Maschine nicht eingeschaltet, sondern erst mal komplett mit Hilfe der Ausbauanleitung zerlegt. Der Esszimmertisch ist wieder mal belegt. :roll:

Re: Siemens T1000 von 1979

Verfasst: Mo 29. Mai 2023, 22:49
von MKS
Steckerreparatur
Zunächst wird ADO8-Stecker repariert. Der Vorbesitzer wusste nichts vom Verriegelungsmechanismus und hatte mit einem Schraubendreher unter Gewaltanwendung den Stecker aus der Dose herausgebrochen. Er sprach von einer „festsitzenden Sicherheitsplombierung der Post“. Naja, die gebrochene Kontaktplatte ließ sich kleben, die Stifte wieder geradebiegen.
Sowohl die Netzschnur als auch das Fernmeldekabel hatten außen einen klebrigen Belag, dessen Ursache vermutlich ausgetretener Weichmacher ist. Mit Spiritus ließ sich das wegputzen.

Re: Siemens T1000 von 1979

Verfasst: Mo 29. Mai 2023, 22:50
von MKS
Zerlegung
Die Platte mit Drucker, Netzteil etc. sollte sich in die Servicestellung nach oben schwenken lassen, was aber erst mal nicht ging. Die (auch in dieser Maschine) ausgetretene Vergussmasse des Netzfilters hat erst mal für eine Verklebung gesorgt. Glücklicherweise ist die Masse nicht auf die Hauptplatine bzw. in die Steckverbindung zum Netzteil geflossen. Durch Abschaben und mit Spiritus ließ sich das Zeug vom Flachbandkabel und Metall restlos entfernen.
Vielleicht kennt jemand das „Pechtropfenexperiment“. Diese Vergussmasse scheint ein ähnlicher superzäher Stoff zu sein.
Beim Ansehen der Leiterplatten ist mir etwas Gelbes aufgefallen, das ich erst für einen Tantalkondensator gehalten hatte. Doch statt einer 'Tantalperle' kam unter dem IC eine verrostete Stecknadel zutage, die wohl versehentlich in die Maschine geraten war und sich dort festgesetzt hatte.

Re: Siemens T1000 von 1979

Verfasst: Mo 29. Mai 2023, 22:52
von MKS
Gehäuse
Die Gehäusehaube wurde mit Küchenreiniger, Fingerbürste und Mikrofasertuch gesäubert. Glücklicherweise ist der Kunststoff kaum vergilbt, sonst hätte man ihn mit Wasserstoffperoxid bleichen können. Das wäre mir zu viel Aufwand.
Leider gibt es im Inneren Absplitterungen. Haltenasen für diese seltsame Dokumentenklemme und die starren Drähte der Beleuchtung sind betroffen. Ist aber nicht weiter schlimm.
Auch die Grundplatte aus Druckguss nebst Isolierplatten musste sich einer Grundreinigung unterziehen. Hierbei sollte man genau hinschauen, um die alten Stempelungen nicht zu entfernen.

Re: Siemens T1000 von 1979

Verfasst: Mo 29. Mai 2023, 22:54
von MKS
Tastenaggregate
Der Dreck der Jahrzehnte hat auch vor dem T1000 nicht halt gemacht. Neben dem Säubern der Tastenaggregate mit Glasreiniger habe ich die Tastatur zerlegt. Die Tastenkappen ließen sich vorsichtig abziehen (keine Gewalt, vorher Foto gemacht). Der zwischen den einzelnen Tasten gesammelte Schmutz ließ sich mit Pinsel und Staubsauger entfernen, die Tastenkappen kamen in ein warmes Spülbad und wurden darin abgebürstet.
Anhand von weißen Stiften zeigt sich, dass die Kontakte für die Tasten A, U, 9 und die Leertaste mal gewechselt wurden. An den Lötstellen sieht man das kaum, daher war es bestimmt bei Siemens geschehen.

Re: Siemens T1000 von 1979

Verfasst: Mo 29. Mai 2023, 22:56
von MKS
Netzteil
Optisch sieht es für mich wie ein Sprengsatz mit Zeitzünder aus. ;) Die beiden rechts und links hinausschauenden Elkos könnten erinnern an eine Stange Dynamit. Nach Zerlegung und Säuberung des Netzteils zeigte sich, dass dieses schon mal im August 1988 (Prüfstempel) repariert wurde, das aber sehr professionell. Ausgetauscht wurden die großen Elkos (500 µF 250 V 85°C 10 % von 05/88) und auf der Hauptplatine ein Elko und diverse Widerstände. Braune Stellen der Leiterplatte verraten, dass es hier vor der Reparatur sehr heiß geworden ist.
Da das Netzteil über 20 Jahre nicht mit Spannung versorgt wurde, habe ich es erst mal langsam über einen Stelltrafo hochgefahren, jede Stunde etwa 10 Volt mehr. Bei 40 V zuckte der Lüfter in Intervallen, ab 90 V begann er zu laufen. Mit einem Infrarotthermometer wurden regelmäßig alle Bauteile gecheckt, damit nichts unkontrolliert heiß wurde. Bisher alles unauffällig. Die Spannungen habe ich im Leerlauf nicht gemessen, da die Werte ohne Last ohnehin nicht stimmen.