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Helmut, 204991, Fernschreibstelle Pottenstein
Verfasst: Do 13. Jun 2024, 14:31
von ReinholdKoch
kulo74 hat geschrieben: ↑Fr 3. Mai 2024, 15:28
Ich habe jetzt durch einen Zufall neue Erkenntnisse gewonnen:
Gestern habe ich über Willhaben zwei Fernschreiber - einen Olivetti und einen beigen T68 - geholt, die beide ein "Eigentum ÖPT" Pickerl haben. Den T68 habe ich nach kurzer Inspektion einmal kurz in Betrieb genommen und folgende Kennung ausgelesen:
<≡01221 1060/WN
Hier wieder die Frage an @ReinholdKoch : könnte es sich dabei um eine Telegrammmaschine handeln? Eine Taste zum Ausschalten des Zeichenzählers ist jedenfalls vorhanden. Und 1060/WN könnte die Postleitzahl des 6. Wiener Bezirkes sein.
Und dann ist das Entscheidende gekommen: die Ziffernumschaltung wurde durch einen Bitfehler als "G" interpretiert und hat folgendes ergeben:
<≡GPQWWQ QPYPXWN
Das hat mich dann doch sehr an die sinnlos erscheinende Kennung von meinem schwarzen T68 erinnert. Ich binn dann auf die Idee gekommen, dass jemand den Kennungsgeber einfach falsch zusammengesetzt hat und habe etwas herumgespielt. Es geht sich aus, dass die Original-Kennung z.B.
<≡01281 1160/WN
gelautet hat.
Das wäre die Anordnung
Bu WR Zl Zi 0 1 2 8 1 ZR 1 1 6 0 / Bu W N Bu Bu
Hallo Helmut,
bisher sind aus dem Gentex-Netz in Österreich leider "NUR" 2 - stellige GX-Nummern bekannt.
Hierbei handelt es sich bis jetzt ausschließlich um Telegramme, die von ODER nach Österreich gesendet wurden.
Bisher waren dies bei mir:
die 11
* für Wien,
die 21
* für Linz,
die 41
* für Klagenfurt und
die 61
* für Salzburg.
Ob es innerhalb von Österreich noch ein eigenes, nationales Netz mit mehr als 2 - stelligen GX-Nummern gegeben hat, kann ich derzeit aufgrund fehlender Belege nicht mal sagen..... Vielleicht ergibt sich in dieser Richtung noch mal etwas....
Helmut, 204991, Fernschreibstelle Pottenstein
Verfasst: Fr 13. Sep 2024, 18:49
von kulo74
Liebe i-Telexer!
Heute möchte ich euch mein neuestes Reparaturprojekt vorstellen: Ein sehr eleganter Olivetti T2
20240609_185325_T2.jpg
20240913_172715.jpg
Kurz bevor der FI vermutlich wegen defekter Kondensatoren gefallen ist, konnte ich ihm noch die offenbar originale Kennung entlocken:
20240913_172827.jpg
Diese ist auch im Amtlichen Österreichischen verzeichnis von 1974 zu finden:
Verzeichniseintrag.jpg
Mechanisch schaut das Gerät rein optisch top in Ordnung aus, ich werde da und dort etwas reinigen oder entharzen müssen und danach alle Teile neu fetten und ölen.
Elektrisch sieht es nach einem Kondensatorfriedhof aus:
20240913_172003.jpg
20240913_172622.jpg
Ich werde hier wohl keine halben Sachen machen und einfach alle tauschen, nachdem der FI bereits nach einigen Sekunden Betrieb schon gefallen ist.
Was leider fehlt, ist die Papierrollenhalterung samt Zuführung zur Walze. Da werde ich wohl ein "Originalersatzteil" bauen müssen. Ich werde jedenfalls über den Fortschritt berichten...
Helmut, 204991, Fernschreibstelle Pottenstein
Verfasst: Fr 13. Sep 2024, 19:13
von WolfgangH
Hallo Helmut,
super Projekt, das sieht man nicht alle Tage!
Wie ich Dich kenne, hast Du sicher ein Kondensatorprüfgerät. Ich würde nicht pauschal alle rauswerfen, sondern nur die schlechten. Allerdings von dem 1 µF, bei dem es schon die Kappe abgehoben hat, würde ich auch gleich den Bruder mitwechseln.
Helmut, 204991, Fernschreibstelle Pottenstein
Verfasst: Fr 13. Sep 2024, 19:23
von kulo74
WolfgangH hat geschrieben: ↑Fr 13. Sep 2024, 19:13
Wie ich Dich kenne, hast Du sicher ein Kondensatorprüfgerät. Ich würde nicht pauschal alle rauswerfen, sondern nur die schlechten. Allerdings von dem 1 µF, bei dem es schon die Kappe abgehoben hat, würde ich auch gleich den Bruder mitwechseln.
Ich werde jedenfalls alle Kondensatoren aus der Motorreglerbaugruppe tauschen, da diese an Netzspannung liegen und somit sicherheitstechnisch relevant sind. Die Kondensatoren zur Filterung im Linienstromkreis werde ich durchmessen und nur defekte tauschen...
Helmut, 204991, Fernschreibstelle Pottenstein
Verfasst: Mo 23. Sep 2024, 17:40
von kulo74
In der Zeit, in der ich auf die Kondensatoren für den Olivetti T2 warte, habe ich einmal den braunen T68d vom gleichen Besitzer geöffnet und das Netzfilter getauscht.
Das ist eine sehr interessante Maschine mit insgesamt 3 Kontakten für Papierende und Papierriss. Zwei davon sind in der Papierlade angeordnet:
20240921_190331.jpg
und einer bei der Transportrolle oben. Außerdem gibt es eine Abschalteinrichtung mit Taste für den Zeichenzähler.
20240921_193958.jpg
Beim Zerlegen sind mir zwei zusammengefaltete Papierstücke entgegengefallen, die bei 2 Relais eingeklemmt waren, um diese im Ein-Zustand zu halten. Eines war jedenfalls das H-Relais. Die beiden Zettelstapel waren jedenfalls nicht minder interessant, weil es sich um alte Zahlscheine aus Schilling-Zeiten handelte und ich den Namen darauf kannte. Aber das ist eine andere Geschichte, die ich gerne per Telex erzählen kann...
Interessant finde ich auch das eingebaute Fernschaltgerät.
20240921_190223.jpg
Es enthält einen Transformator, der offensichtlich auch Linienstrom zur Verfügung stellen kann, obwohl die Maschine keine Taste für den Lokalbetrieb hat. Jedenfalls ist der Empfangsmagnet bestromt, ohne Anschluß der Telegraphenleitung, also nur mit angeschlossenener Netzspannung.
Irgendetwas funktioniert jedenfalls nicht richtig. Die Glimmlampe leuchtet, was auf ein nicht angezogenes AZ-Relais hindeutet. Ich hoffe es ist nicht wieder die Spule mit den 20000 Windungen schuld daran. Ich werde jedenfalls jede Verbindung laut Plan durchmessen müssen. Das ist aber auch nicht ganz leicht, weil ich nicht weiß, welcher Schaltplan gilt - am ehesten noch der von den Geräten mit Lokalbetrieb.
Helmut, 204991, Fernschreibstelle Pottenstein
Verfasst: Mo 23. Sep 2024, 18:23
von ReinholdKoch
Hallo Helmut,
der T68 sieht mir ganz verdächtig nach einer
"echten" Telegramm-Maschine aus.
Die Mimik mit den Papierkontakten etc. hatte Andreas hier vor kurzem schon einmal beschreiben. Der T68 ist gerade z.Zt. noch im Probebetrieb. Zu erreichen aktuell über die
932240
-->:
viewtopic.php?t=4995
Dazu kommt bei der Maschine noch eindeutig der gut sichtbare
Schalter zum Ein- und Ausschalten vom Zeichenzähler (s. roter Kreis). Genau den habe ich so in Erinnerung.
T68_mit_schaltbaren_Zeichenzähler.jpg
Zu 99 % wurden seinerzeit im Telegrammdienst der Deutschen Bundespost (das wird bei der Ö-Post vermutlich auch so gewesen sein) Streifenschreiber angewählt. Nur wenn bei max. 1 % der Anruf mal ein Blattschreiber angewählt wurde, musste WR und ZL mit betätigt werden.
Und genau dafür dann der Zeichenzähler eingeschaltet. Diese besondere Taste haben nun wirklich SEHR wenige Maschinen heute noch!
Von daher: Sehr schöne Erinnerung für mich jetzt wieder!
Helmut, 204991, Fernschreibstelle Pottenstein
Verfasst: Di 24. Sep 2024, 16:11
von kulo74
ReinholdKoch hat geschrieben: ↑Mo 23. Sep 2024, 18:23
der T68 sieht mir ganz verdächtig nach einer
"echten" Telegramm-Maschine aus.
Die Mimik mit den Papierkontakten etc. hatte Andreas hier vor kurzem schon einmal beschreiben. Der T68 ist gerade z.Zt. noch im Probebetrieb. Zu erreichen aktuell über die
932240
-->:
viewtopic.php?t=4995
Hallo Reinhold,
vielen Dank für die Verlinkung des Beitrags, der Schaltplan, den Andreas da aufgenommen hat, trifft wohl auch auf meine Maschine zu. Vielleicht kann den jemand von den Admins unter die Dokumentation des T68d / Schaltpläne ablegen.
LG
Helmut
Helmut, 204991, Fernschreibstelle Pottenstein
Verfasst: Sa 28. Sep 2024, 14:14
von kulo74
Gestern habe ich die neuen Kondensatoren für den Olivetti T2 bekommen und diese auch gleich eingelötet.
20240927_152024.jpg
Die beiden Baugruppen für Motorregler und Filter sehen jetzt so aus, nachdem ich doch alle Kondensatoren getauscht habe:
20240927_205050.jpg
20240927_173223.jpg
Nach dem Einbau habe ich das ganze wieder zusammengesetzt, etwas gereinigt und geschmiert und vorerst ein Provisorium als Papierhalterung gebaut
20240928_121208.jpg
Dann der erste Test mit einem Lorenz FSG am i-Telex: die Maschine läuft wieder!
Ich hab dann noch etwas im Netz herumgestöbert um Fotos zu finden, die meiner Maschine entsprechen. Da die Zeichnungen in den Unterlagen aus dem Forum eine offenbar andere Version der Papierhalterung enthalten, wollte ich Abbildungen meiner Version finden. Ich bin dann auf dieser Seite eines Funkamateurs fündig geworden:
http://oe1owa.clubcomputer.at/OWA1/wago18.htm
Der dort abgebildete T2-CN Blattschreiber hat genau so eine Halterung, die auf die Befestigungslaschen an der Seite passen würde. Ich befürchte jedoch, dass ich eine orginale Abwickeleinrichtung nirgens mehr auftreiben kann.
Interessant war dort auch der Satz:
Die Olivetti-Fernschreibmaschine ist mit einem polarisierten Relais und einem Umschalter versehen, wodurch sie unmittelbar an jeder Art von Leitungskreisen (Einfach- oder Doppelstrom) verwendet werden kann, ohne dass Zwischeneinrichtungen verwendet werden müssen.
Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass diese österreichische Version ohne Fernschaltgerät funktionieren würde.
Eine Spezialität hat die Maschine jedoch: einen Zeitschalter, der nach ca. 1/2 Minute den Motor abschaltet und über einen Kontakt an der Bu-Taste wieder gestartet werden kann. Dieser war überbrückt, da der Kontakt verbogen und verdreckt war. Nach Instandsetzung des Kontaktes und öffnen der Brücke, funktioniert die Zeitabschaltung wieder. Einziges Manko: wenn von der Ferne (also von einem anderen Fernschreiber) das Gerät wieder aufgeweckt wird, verschluckt er das erste Zeichen.
Irgendwie muss ich jetzt noch herausfinden, wie die Anschlagstärke eingestellt werden kann. Das will ich unbedingt vor dem Einsetzen eines neuen Farbbandes noch erledigen, sonst ist das gleich durchgeschlagen...
Helmut, 204991, Fernschreibstelle Pottenstein
Verfasst: Sa 28. Sep 2024, 17:30
von DF3OE
Dass die Maschine mit Einfach- oder Doppelstrom funktioniert, hat nichts mit Betieb mit oder ohne Fernschaltgerät zu tun.
Da Italien Doppelstrom hatte, sie die Maschine aber auch exportieren wollten, wurde sie so gebaut,
dass der Empfangsmagnet und die Sendekontakte universell einzustellen sind.
Die Zeitschalter in jeglichen Maschinen sind für Standleitungsbetrieb gedacht. Nachteil ist, dass ständig
der Betriebsstrom von 40mA auf der Leitung ansteht.
Helmut, 204991, Fernschreibstelle Pottenstein
Verfasst: So 29. Sep 2024, 19:38
von kulo74
DF3OE hat geschrieben: ↑Sa 28. Sep 2024, 17:30
Dass die Maschine mit Einfach- oder Doppelstrom funktioniert, hat nichts mit Betieb mit oder ohne Fernschaltgerät zu tun.
Gab es damals auch von Olivetti produzierte Fernschaltgeräte für den österreichischen Markt, oder wurde hier auf Geräte anderer Hersteller zurückgegriffen?