Telexforum.de

Hallo zusammen,

heute möchte ich hier einen T1000 vorstellen, den ich letzte Woche für einen geringen Betrag bei Limburg/Lahn abholen konnte.
Der Zustand ist einigermaßen ok, leider fehlt der Konfettibehälter, welcher sich nach bemühter Suche leider nicht mehr angefunden hat. Dafür hat der Verkäufer nach gutem Zureden einige Dokumente mitgegeben, die in der abgebildeten Mappe gesammelt sind, zudem auch die Bedienungsanleitung.
Den technischen Zustand kenne ich nicht, da ich das Gerät bisweilen nicht getestet habe. Erst muss es gesäubert und durchgesehen werden, da es etwa seit der Jahrtausendwende unbenutzt auf dem Dachboden stand.
Die Maschine wurde laut Stempelung auf der Gehäusegrundplatte 1979 gebaut, allerdings gibt es darin auch Module jüngeren Datums. Zuletzt gab es nach 1988 eine Reparatur des Netzteils, da sich diese Zeitangabe auf getauschten Elkos findet.
Eingesetzt war die Maschine in einer nebenberuflich betriebenen Reiseagentur, hauptsächlich um international mit Hotels zu korrespondieren. Mit dem Seniorchef und dessen Sohn (Verkäufer) konnte ich mich noch etwas unterhalten und habe einige Infos zur Geschichte der Maschine aus erster Hand erfahren. Angeblich hätte die Maschine bis zum Schluss funktioniert, aber das sagen ja fast alle

Aus dem Gespräch und mit Hilfe der dazugegebenen Dokumente lässt sich einiges zur Maschine schreiben. Die Papiere habe ich gescannt, jedoch sind Namen, Adressen und anderes Persönliches unkenntlich gemacht, da der Alteigentümer nach wie vor unter der Adresse lebt.
Jetzt kommen erst mal einige Posts mit den Dokumenten…

Nach der Gründung der Reiseagentur 1982 war Telefax noch kein Thema, an E-Mails noch nicht zu denken. Daher sah der Chef die dringende Notwendigkeit, eine Fernschreibmaschine anzuschaffen. Aufgrund des sehr hohen Miet- bzw. Anschaffungspreises wurde über ein gebrauchtes Gerät nachgedacht. Von der Firma Gebrüder Lay aus Limburg fand ein Siemens-Prospekt den Weg in die Reiseagentur. Darauf finden sich die alten Preise von 1982:

- Teletex 19.100 DM (oder monatliche Miete 581 DM)

- T1000 12.600 DM (oder monatliche Miete 271 DM)

- Bei Mietverträgen mit längerer Laufzeit reduzierten sich die Gebühren.

- Auf die Maschinen wurde durch den Staat ein Bonus von 4 % gewährt, da sie in Westberlin (Siemens Wernerwerk) gefertigt wurden, was während der deutschen Teilung wirtschaftlich gefördert wurde, um die 'Inselstadt' zu stärken.

- monatliche Wartungsgebühren

Hinzu kamen dann noch die Gebühren für den Telexanschluss der Post. Schon überwältigend, wie teuer das alles war.

Der Inhaber der Reiseagentur entschied sich dann am 20.09.1982 für einen gebrauchten T1000 zur Miete mit Kaufoption nach frühestens einem Jahr. Eine zusätzliche Versicherung, wie sie der Miet- und Schutzvertrag vorsah, schien nicht abgeschlossen zu sein, da bei der ‚Versicherungsprämie’ nichts eingetragen ist. Vertragspartner war die Siemens-Zweigniederlassung in Ffm.

Am gleichen Tag (20.09.1982) beantragte der Inhaber beim Fernmeldeamt Gießen einen Telexanschluss zum nächst möglichen Zeitpunkt. Aus dem Antragsformular wird deutlich, dass man Wünsche für die Kennung angeben konnte.
Bereits am 22.09.1982 wurde der Antrag von der Bundespost bestätigt.

Am 30.09.1982 stellte Siemens die Auftragsbestätigung des Mietvertrags aus.

Die Deutsche Bundespost meldete sich am 01.10.1982 wegen dem Eintrag ins Telexverzeichnis. Es gab eine Unklarheit, ob die Reiseagentur im Handelsregister eingetragen war. Der Text im Dokument unter „Sonstiges“ gibt Auskunft über den Hintergrund.
Sogar der Rücksendeumschlag ans FA Gießen ist noch erhalten.

Zur Installation des Telexanschlusses fand am 11.10.1982 eine „Auskundung“ mit einem Fernmeldehandwerker in der Reiseagentur statt. Das Dokument ist leider schlecht zu lesen. Die Montageskizze zeigt den Standort des Telexgerätes: Büro Keller
Als Übergabetermin wurde der 19.10.1982 angepeilt.

Am 20.10.1982 bestätigte das Fernmeldeamt die Neuanschließung mit Telexnummer und Kennung. Einen Tag später gab es noch ein Bestätigungsschreiben über den Eintrag ins Telexverzeichnis. Dazu gab es 10 freigemachte Postkarten, mit denen über die neue Telexnummer informiert werden konnte. Alle 10 Karten sind noch vorhanden.

Laut beigefügtem Dokument war die Montage und Inbetriebnahme am 28.10.1982. Ab diesem Zeitpunkt dürfte die Maschine sendefähig bzw. empfangsbereit gewesen sein.