Das alte Faxgerät von 1983, was ich damals hier vorgestellt hatte, ist wieder in den Focus meiner Aufmerksamkeit gerückt.
Nachdem es über ein Jahr in der Ecke gestanden und ich es auch schon dem Museumsdepot Heusenstamm angeboten hatte, hat es mich irgendwie seit den Feiertagen getriggert. Also habe ich mich entschlossen, die ca. 20 kg schwere Maschine wieder einem Nutzen zuzuführen und am Festnetz in Betrieb zu nehmen. Ganz so einfach war das dann doch nicht…
Ein passender Platz hat sich im Raum mit den Fernschreibern auf einem Regal gefunden. Als Wählapparat eignet sich ein FeTAp 611 mit Nummernscheibe, der vom Stil in etwa passt.
Technisch ist jedoch für den Betrieb ein analoger ab-Anschluss nötig, der zudem noch Impulswahl verstehen muss – die größte Schwierigkeit, aber lösbar.
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Der alte Analoganschluss hier wurde Mitte der 1990er Jahre von ISDN abgelöst, was wiederum vor etwa 10 Jahren durch VOIP ersetzt wurde. Telefoniert wird seitdem über eine FritzBox, an der ein W48 und mehrere mobile DECT-Phones hängen. Telefaxe empfängt die Fritzbox intern direkt.
Von früher (ca. 1996) existiert aber noch eine sehr alte ISDN-Telefonanlage (Auerswald ETS-4216 I) im Keller, die nahezu alle Räume mit ab-Nebenstellenanschlüssen versorgt. Trotz Abtrennung des ISDN-Anschlusses ist die Anlage nie abgeschaltet worden, da nach wie vor die Türsprechanlage daran gekoppelt ist, was auch heute noch praktisch ist.
Da das ETS-4216 I anstandslos IWV und MFV gemischt verarbeitet, kam mir die Idee, diese Anlage wieder an eine ‚Amtsleitung’ anzuschließen und das alte Faxgerät einfach daran zu betreiben.
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Problematisch erwies sich, dass am ETS-4216 I zwei S0-Schnittstellen zum Amt zur Verfügung stehen.
Um dies zu lösen, habe ich mir einen Speedport ISDN-Adapter besorgt, welcher VOIP auf ISDN umsetzt. Die Dinger sind schon für unter 10 EUR erhältlich, müssen aber beim Betrieb an einer FritzBox kompliziert umprogrammiert werden, da sie normalerweise nur mit einem Speedport-Router arbeiten (sollen). Die Umprogrammierung ist hier recht gut erklärt:
https://www.torstens-buecherecke.de/isd ... kommentar/
Nach erfolgreicher Einrichtung des ISDN-Adapters ist derselbe im Netzwerkschrank neben dem I-Telex verstaut und mit Netzwerkswitch bzw. ETS-4216 I verbunden.
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Das eine zieht das andere nach sich: In der alten Telefonanlage mussten Programmierungen vorgenommen werden (Amtsberechtigungen, Sperren, Amtsklingeln usw. – bspw. sollen ja nicht aus der Garage Telefonate ins Ausland geführt werden). Da die Anlage eine serielle Schnittstelle hat, konnte ich mir mit einem USB/Seriell-Adpater weiterhelfen. Nächstes Problem: Die alte Software der Telefonlage läuft nicht mehr unter Win 11. Glücklicherweise habe ich noch ein altes Netbook in der hintersten Ecke mit Win XP, womit die Programmierung dann sofort funktionierte. Andernfalls hätte ich alle Programmierschritte lästig über Telefon eintasten müssen.
Dem Faxanschluss ist nun eine eigene externe Rufnummer (MSN) zugewiesen, die bisher ungenutzt war und auch
nur für das alte Fax dienen wird.
Langfristig will ich das ETS-4216 I doch ersetzen, da es bspw. keine CLIP-Funktion hat und bald 30 Jahre alt ist. Eine moderne VOIP-Telefonanlage mit 16 ab-Nebenstellen zu finden ist schwierig.
Nachdem die Telefonanlage voll in Betrieb ist und ich nun auch wieder Ferngespräche aus Gartenhaus, Garage & Co führen kann

, musste das alte Faxgerät noch den Steckeranschluss in die Gegenwart finden. Im Raum, wo es steht, ist eine TAE-Wandbuchse – das Gerät hat jedoch einen ADo8-Stecker. Diesen Originalzustand zerstören und einen TAE-Stecker anbringen wollte ich nicht. Aus TAE-Kabel, Holzbrettchen, ADo8 und ADo4 ergibt sich ein passender Adapter: An die ADo8 (Schlüsselstellung 10) wird das Faxgerät gesteckt, das Telefon kommt an die ADo4.
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Die Line wird durch das Faxgerät durchgeschliffen und mündet im Telefon (das ja zum Wählen benötigt wird). Beim Beginn des Sendevorgangs wird das durchgeschliffene Telefon über ein geräteinternes Relais abgeschaltet.
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Das ganze ist nun funktionsfähig

. Mit einem Energiemessgerät konnte ich folgende Werte ermitteln: Standby 6,5 W; Empfang 88 W; Senden 65 W; Kopieren 115 W.
Über einen Zwischenstecker ist das alte Gerät mit 1 A flink abgesichert – man weiß ja nie bei einem über 40 Jahre alten Gerät.
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Hier ein hochauflösendes Testfax mit einer Abbildung Werner von Siemens’ (11 min Übertragung). Zu erkennen ist ein weißer Strich, weil wohl ein Element des Thermodruckkopfs hinüber ist. Die weißen Wolken (rechte Seite) kommen durch überlagertes bzw. feucht gelagertes Thermopapier.
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Ich werde den Oldtimer am Netz belassen und beobachten/testen. Vielleicht ist die Faxmaschine langfristig brauchbar für einen Minitelex-Anschluss…
