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System 22 Demomodell
Verfasst: Mo 11. Aug 2025, 22:13
von Robbi
Hier steht so ein Hebdrehwähler herum und es wäre viel netter, wenn man den mit einem Nummernschalter in ein Vorführmodell verwandeln könnte.
Mit etwas über 24V scheinen die Spulen den Arm auch zu bewegen, aber ich möchte natürlich nix durchbrennen.
Heber und Dreher sind jeweils zwei 30 Ohm Spulen in Reihe, die Resetspule ist einzeln und hat 110 Ohm.
Welche Spannung mit welchem Vorwiderstand sollte man nehmen, um die ursprünglichen Bedingungen nachzubilden?
Was das Wählen der beiden Ziffern betrifft (erst heben, dann drehen) so wird es vermutlich keine passende Lösung geben, das ist aber ok, das kann man sich bestimmt stricken mit ein paar Relais.
Bin für jeden Tipp dankbar, EMD, Viereck und Vorwähler liegen hier auch noch aber der HDW macht optisch am meisten her.
System 22 Demomodell
Verfasst: Mo 11. Aug 2025, 22:42
von tasto
Hallo Robbi,
vorweg: ich bin kein Experte im System 22 aber ich glaube, der Relais-Satz "A, B, C, P" deutet eher auf einen Gruppenwähler hin. Wenn Du also zwei Ziffern direkt ansteuern möchtest, ist das nicht der passende HDW. Dafür bräuchtest Du einen Leitungswähler. Ein wenig rattern lassen kannst Du das Teil natürlich trotzdem.
Schau dir vielleicht mal folgenden Link an:
https://wasser.de/telefon-alt/forum/ind ... 0000007405
Vielleicht bringt dich das schon in die richtige Richtung.
Und wie gesagt: Bitte alle meine Hinweise mit der nötigen Skepsis betrachten. Ich bin da auch nur ein Laie. Aber vielleicht kann dir hier noch jemand bessere Hinweise geben.
Viel Glück.
System 22 Demomodell
Verfasst: Mo 11. Aug 2025, 23:00
von Robbi
Hi Tasto,
danke für den Tipp! Hauptsache es rattert, am besten immer die Null wählen :-)
Die Wasser Seite hatte ich schon gesehen, leider sind die Links darin nicht mehr funktional. Ich bin ja schon froh, wenn ich den Wähler korrekt als System 22 einstufen kann.
60V habe ich mich noch nicht getraut ...
System 22 Demomodell
Verfasst: Di 12. Aug 2025, 07:15
von tasto
Trau dich!

System 22 Demomodell
Verfasst: Mi 13. Aug 2025, 14:47
von Strowgerwaehler
Hallo Robby,
die analoge Vermittlungstechnik der Post arbeitete immer mit einer Gleichspannung von 60 V-. Unter dieser Spannung arbeiten die Wähler, egal ob Strowgerwähler (System 22), Viereckwähler (klassischer HDW aus den Systemen 27, 29, 40 und 50) und EMD-Wähler nicht einwandfrei.
In deinem vorliegendem Fall handelt es sich um einem 2. bis 4. GW 22/50, welcher, wie schon beschrieben, nur eine Ziffer auswerten kann und zwar die zweite bis vierte Ziffer einer Rufnummer. Die Bezeichnung 22/50 sagt aus, dass dieser Wähler bei der Deutschen Bundespost im Einsatz war und ab den 1950er Jahren auf die Impulskennzeichen 50 angeglichen wurde. Ein 2. GW und LW wird in postalischen Systemen nicht mit Schleifenunterbrechungen, wie bei GWN- oder BASA-System üblich, sondern mit a-Erdimpulsen eingestellt, da er sich hinter dem 1. GW befindet. Der 1. GW macht mittels eines Übertragers eine galvanische Trennung zwischen rufenden Teilnehmer und Vermittlungseinrichtung. Somit nimmt der 1. GW die Schleifenunterbrechung vom Nummernschalter auf und gibt diese hinter dem Übertrager als a-Erdimpulse an die nachfolgenden Wahlstufen weiter. Du benötigst also entweder ein Relais, was die Impulsumsetzung macht, oder einen Prüfgerätenummernschalter, wo ein zweiter Impulskontakt auch Schleifenschluss statt Unterbrechung macht.
Wichtig sind auch die Funkenlöschwiderstände (50 Ohm) und -kondensatoren (2µF/100V), welche die Abreißfunken der Relaiskontakte löschen, die den Heb- und Drehmagneten betätigen. Der Widerstand war auf dem Blockkondensator angelötet, der Kondensator befand sich extern im Gestellrahmen. Man beachte, der Wähler braucht 1A zum Heben und 1A zum Drehen (I=U/R= 60V/60 OHM= 1A)! Ohne die Funkenlöschkreise würden die Relaiskontakte hoffnungslos verbrennen.
Ich versuche einmal die passende Stromlaufzeichnung als pdf-Datei mit an den Post anzuhängen. Vielleicht gelingt mir das...
Die Relais haben volgende Bedeutung:
- A liegt an der a-Ader und nimmt die Erdimpulse auf
- B liegt an der b-Ader und nahm die sogenannte Steuerspannung auf (durch Umrüstung auf 22/50 nicht mehr notwendig und kann ignoriert werden. Das Relais steuert intern den Wähler)
- C liegt in der ankommenden c-Ader (Prüfader) und belegt den Wähler
- P liegt in der abgehenden c-Ader (Prüfader) und prüft auf die folgende Wahlstufe auf
Du musst also die ankommende c-Ader belegen, damit der Wähler überhaupt arbeitet. Auf der ankommenden a-Ader den Wähler mit Erdimpulsen versorgen, damit er hebt; drehen tut er von alleine. Damit er stehen bleibt, also aufprüft, muss am c-Segmet des Vielfachs ein 1000 Ohm Widerstand angebracht werden. Das c-Segment ist das oberste Segment, dort wo der Schaltarm mit der grünen Litze eindreht.
Auf dem Montageschema (Ms) kann man die Verdrahtung des Wählers von hinten gesehen erkennen. Dort müssen folgende Adern an der Messerleiste belegt werden:
- - und WK mit -60V
- H mit Funkenlöschkreis an Erde (+)
- D mit Funkenlöschkreis an Erde (+)
- c als Belegungsader
- a für die Aufnahme der Erdimpulse
- + mit Erde (+)
Auf die Messerleiste passen meines Wissens gut die Flachstecker aus dem KFZ-Bereich.
Viel Erfolg bei der Inbetriebnahme.
Sven
System 22 Demomodell
Verfasst: Mi 13. Aug 2025, 18:47
von Robbi
Hallo Sven,
vielen Dank für die ausführliche Anleitung! Dein Username lässt ja schon vermuten, dass Du vom Fach bist :-)
Ich hatte mich heute etwas eingelesen in die HDWs, wenn auch ein anderer Typ. War ja schon froh, überhaupt etwas Literatur daheim zu haben zu dem Thema - aber Dein Post schlägt natürlich alles.
Die c Ader ist mir noch nicht so ganz klar: Wenn man die 15 Kontakte von hinten betrachtet, sind die ja in drei Fünfergruppen angeordnet, aber man kann auch von links nach rechts von bis 1 bis 15 zählen.
1 = Minus 60V
2 = Minus 60V
4 = 2yF/100V parallel mit 50Ohm an Pin 15
5 = 2yF/100V parallel mit 50Ohm an Pin 15
6 = Pin c (hier bin ich etwas lost: Wohin soll ich die 1k Ohm verbinden? An einen beliebigen Anschluss des oberen Vielfachs? Dann läuft der aber immer nur bis dahin?)
8 = Pin a (also den NSI eines NS nehmen und durch ein zusätzliches Relais von Unterbrechung auf Schluss umsetzen. Bezogen auf Pin 15)
15 = Plus 60V verbunden mit Erde, also dem Gestell
System 22 Demomodell
Verfasst: Mi 13. Aug 2025, 22:52
von Robbi
Ich meinte natürlich 50Ohm in Serie zu den 2yF.
Habe das jetzt mal so aufgebaut und ein kommerzielles Schroff P150 Smart Netzteil genommen was 58V liefert laut Beschriftung.
Wenn ich jetzt manuell a auf Erde antippe zieht der Hebe-Magnet zwar an, der Kamm bleibt aber nicht hängen sondern fällt zurück. (Als ich es mit den 28V direkt auf Magneten probiert habe ist der Kamm immer eine Stufe höher gesprungen.)
Gibt es für den Reset Magneten M eigentlich auch einen Löschkreis?
System 22 Demomodell
Verfasst: Mi 13. Aug 2025, 23:29
von Strowgerwaehler
Ich melde mich morgen wieder, das Forum hat mich rausgeschmissen, während ich eine Antwort auf Deine Fragen zur c-Ader geschrieben habe. Somit ist leider der ganze Text weg!
System 22 Demomodell
Verfasst: Mi 13. Aug 2025, 23:36
von Robbi
Wenn Du im Browser zurückgehst, kommt der Text wieder. Ist mir auch ein paar Mal passiert
System 22 Demomodell
Verfasst: Do 14. Aug 2025, 10:33
von Strowgerwaehler
Die analogen Vermittlungssysteme arbeiten immer mit -60V mit + an Erde. Deshalb findest Du im Stromlauf statt + immer das Erdsymbol. Daher nichts ans Gehäuse anschließen, sondern an +. Der PIN 8 ist der c-Ader-Eingang des Wählers. In der Stromlaufzeichnung auf der linken Seite zu finden als c- und d-Ader, die zum C-Relais gehen. Damit wird der Wähler belegt und für die Aufnahme der Wahlimpulse vorbereitet. An den PIN 8, am besten über einen Schalter der etwas Strom vertragen kann, + anlegen. Dann sollten schon eimal die Relais B und C anziehen. Dem Foto nach zu urteilen, fehlt am PIN 8 derzeit noch die Erde. Aus diesem Grunde löst der Wähler, wenn Du nun Erdimpulse auf die a-Ader gibst, gleich wieder aus (Auslösemagnet zieht an und gibt die Doppelsperrklinke frei). Das Verhalten ist richtig, da der Wähler noch nicht belegt ist.
Damit der Wähler, nachdem man eine beliebige Ziffer gewählt hat, auch im Vielfach (auch Kontaksatz oder Segment genannt) stehen bleibt, muss man über einen 1kOhm-Widerstand einen nachfolgenden Wähler nachbilden. Der Widerstand sollte eine Leistung von ca. 5 W haben und ist mit einer Seite an -60V anzuschließen. Das komplette Vielfach besteht aus drei Kontaktsegmenten à 10x10= 100 Kontakten. Die Kontaktsätze sind von oben nach unten folgendermaßen angeordnet: c-Ader, b-Ader und a-Ader. Das sind die Adern, die zur nachfolgenden Wahlstufe gehen. An diese abgehende c-Ader wird an irgendeinem Drehschritt der 1kOhm-Widerstand angelötet. Ich würde von allen Höhenschritten die Drehschritte 6, 7 oder 8 (der Wähler soll sich ja ein wenig bewegen) parallel schalten und dann an den Widerstand anschließen. Nun kann man jede belibige Ziffer wählen und der Wähler bleibt im Vielfach stehen = das Prüfrelais P zieht an (rechts auf dem Stromlaufplan). Ansonsten drehen die Schaltarme durch das Vielfach durch, da kein Ausgang gefunden wird.
Wenn man nun mit dem Schalter am c-Ader-Eingang die Erde wegschaltet, löst der Wähler aus und geht in die Ruhelage wieder zurück.