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Die Dame in meinem Fs-Büro

Verfasst: Do 24. Jan 2019, 16:20
von Werner
Dieses Bild hängt ab sofort in meinem Fernschreiberraum oberhalb der Maschinen.
Habe einen extra großen Ring an dem Bilderrahmen befestigt, dann kann ich es blitzschnell vom Nagel an der Wand entfernen, sobald sich eine meiner beiden Damen zuhause dem Raum nähern. :/

Jetzt fängt die Spurensuche aber erst an: Das Bild wurde am Mittwoch, 28. Oktober 193? aufgenommen. Das können dann nur die Jahre 1931 oder 1936 sein. Aufgrund des Fernschreibers und des Fernschaltgerätes würde ich aber auf 1931 tippen. Die Berge im Bild an der Wand kann ich im Moment nicht identifizieren obwohl ich begeisterter Bergwanderer bin.
Zur Person: Hier sollte man evtl. "Aktenzeichen XY" bemühen oder auch Franz aus Dreieich, der sich ja bekanntlich schon früher hier im Forum darüber geäußert hat, wie wohl die hübschen Damen auf den Werbeprospekten der elektronischen Fernschreiber heute aussehen.
Bin gespannt ob jemand zum Fernschreibertyp und zum Fernschaltgerät daneben (ohne Wählscheibe, ist das eine kleine Anlage zur Auswahl von Standverbindungen?) mehr weiß.
Ich recherchiere gerade in alten Siemens Publikationen ob ich dieses FS Model (Springschreiber T30 ??) irgendwo finde.
Telex002.png

Re: Die Dame in meinem Fs-Büro

Verfasst: Do 24. Jan 2019, 17:10
von DF3OE
Anhand des Siemens-Logos und der Frisur der Dame würde ich eher auf 1936 tippen.
Die Maschine selbst ist ein T34.

Re: Die Dame in meinem Fs-Büro

Verfasst: Do 24. Jan 2019, 17:13
von Minifranz
Tolles Bild. Der Wandanschlusskasten ist auch schick.

Der Fernschreiber sieht auf den ersten Blick wie ein Lorenz T36 aus...

Bild
(Wikimedia-Bild)

Vielleicht ist die Werbung eher für das Schaltgerät, was nach was Firmen internen aussieht.

Re: Die Dame in meinem Fs-Büro

Verfasst: Do 24. Jan 2019, 17:21
von DF3OE
Franz, Siemens hat bestimmt nicht für eine LORENZ Maschine Wwerbung gemacht.... ;)

Re: Die Dame in meinem Fs-Büro

Verfasst: Do 24. Jan 2019, 17:29
von Minifranz
Ist mir schon klar...

In diesem Artikel steht:
Zum Start des öffentlichen Fernschreibwesens gab es bereits zahlreiche geschlossene Fernschreibnetze, etwa das der Nachrichtenagenturen und Zeitungsverlage oder das firmeninterne Fernschreibernetz von Siemens & Halske mit ca. 130 Geräten in sechs Zentralen.
Weiss man was zu diesen Netzen? Das Fernschaltgerät auf dem Schreibtisch der Dame würde zu einem Firmennetz passen, oder?

Re: Die Dame in meinem Fs-Büro

Verfasst: Do 24. Jan 2019, 17:41
von Werner
Ja, es ist ein T34.
Mir liegt eine Publikation aus dem Jahr 1931 vor "Der Springschreiber T30 - Die Fernschreibmaschine von Siemens & Halske" (Autor: Baier, E.), in welcher der T30 abgebildet ist. Der T30 hat eine Vorlagenhalterung, die nur das halbe Gerät abdeckt - beim T34 geht die Abdeckung weiter nach links. Also ist die Annahme von Henning , Foto von 1936 mit einem T34 sehr wahrscheinlich.

Re: Die Dame in meinem Fs-Büro

Verfasst: Do 24. Jan 2019, 17:52
von JKde
Es ist die gleiche Maschine wie im Prospekt viewtopic.php?f=184&t=1473&p=10546&hili ... ine#p10546.

Vom Bildaufbau her wurde das Set von einem Fotografen (damals Photographen) arrangiert. Somit würde ich nicht versuchen aus dem Bild an der Wand etwas auf den Ort zu schließen.

Re: Die Dame in meinem Fs-Büro

Verfasst: Do 24. Jan 2019, 18:16
von Franz
Schade, hatte gehofft das Jahr der Aufnahme über den Kalender an der Wand herauszubekommen... "Mittwoch 28. Oktober".
Leider war im Jahr 1931 und im Jahr 1936 der 28. Oktober ein Mittwoch :blabla: :D

Re: Die Dame in meinem Fs-Büro

Verfasst: Do 24. Jan 2019, 18:37
von Werner
Jochen, ich bin jetzt einen Schritt weiter. Der in dem historischen Prospekt allgemein als "Die Siemens Fernschreibmaschine" titulierte Fernschreiber ist ein Springschreiber T30 und nicht der T34.
Ich habe die Bilder in dem historischen Prospekt mit den Bildern in der von mir erwähnten Publikation von E. Baier aus dem Jahr, ich korrigiere 1930, verglichen: Der T30 hat ganz vorn an der Tastatur nur die beiden großen Tasten "Ziff. Zeich" und "Buchstaben" und keine extra Leertaste, denn die Leerstelle wird gemeinsam mit der Umschaltung ausgelöst. Auch sind die Aufnahmen der Sendekontakte und des Druckwerkes nach Abnahme der Schutzkappe sehr ähnlich. Ich würde also nicht sagen, dass es die identische Maschine ist. Auf meinem Sekretärinnen-Bild ein T34 und in der Broschüre ein T30.
Ergänzend sei erwähnt, dass E. Baier am 18. September 1930 in der Elektrotechnischen Zeitschrift über diesen T30 berichtet hat, der bereits nach ITA 2 Alphabet arbeitet und somit der erste Siemens Fernschreiber ist, der auf die 1929 beschlossene Vereinheitlichung aufbaut. Vielleicht hat Siemens deshalb in der historischen Broschüre am Anfang gänzlich auf eine Typenbezeichnung verzichtet und "nur" von der Siemens Fernschreibmaschine gesprochen.

Re: Die Dame in meinem Fs-Büro

Verfasst: Do 24. Jan 2019, 19:02
von DF3OE
Hier wird ein T24 (man kann auch sagen Kulturgut ;) ) leider mit zusaetzlichen Bohrungen etwas "verhunzt".
Ich bin sogar so hart zu sagen "zerstoert" :(
http://www.technik-emden.de/~rabe/studa ... reiber.pdf

Denn sie wissen nicht, was sie tun... :/

Sobald ich meine Maschine in der Sammlung mal restauriere, werde ich einen Bericht darueber geben.
Aber ich habe grosse Ehrfurcht die Maschine anzufassen, da sie wohl neben der "verhunzten" in Emden eine
der wenigen uebriggeblieben sein wird... Meine hat sogar eine Blechhaube mit dem alten Siemens Logo.
...und ist etwas aelter als die in Emden. Sie hat die Fabriknummer: 70034. Ich wuerde vermuten, das ist
der 34. ueberhaupt hergestellte 5-Bit Baudot Fernschreiber von Siemens !
Ob wohl das Siemens Archiv einen hat...?

Fertigungstechnisch sieht man auf jeden Fall, dass der T24 oder T30 eher ein Manufakturprodukt ist, als aus
industrieller Massenproduktion stammt. Viele Fraes- und Drehteile, statt Pressteilen oder Gussteilen wie beim
spaeteren T34.