Kalle hat geschrieben: ↑Do 11. Feb 2021, 11:24
Hallo,
nachdem die Hardware einigermaßen klar ist, geht es nun an die Abläufe im Konverter. Wie muss der ATMega die beiden Schnittstellen miteinander koppeln? Hierzu habe ich mal versucht einen Ablaufplan zu erstellen.
Mir ist dabei nicht ganz klar, was der ED1000-FS an Signalen erwartet und sendet. Verlangt er z.B. eine Art Amtszeichen, bevor mit der Wahl begonnen werden kann? Muss die Schlusstaste auch 1s gedrückt werden, oder sendet er ein bestimmtes Zeichen?
Hallo Karl,
dein Konverter ist wirklich gut gelungen, insbesondere die Ausführung ist beeindruckend.
Ein ähnliches "Modem" hatte ich schon vor über 30 Jahren mit XR2206 und XR2211 realisiert, um einen T1000 mit ED1000-Schnittstelle für Funkfernschreiben einsetzen zu können. Allerdings als Lochrasteraufbau!
Zu deinem Projekt möchte ich noch einige Anmerkungen los werden.
Kurz zu den verwendeten Begriffen, die immer wieder für viel Durcheinander und seitenlange Diskussionen sorgen.
Falls das wie vom "Oberlehrer"

klingt bitte ich schon mal um Nachsicht!
1. Einen "ED1000-Fernschreiber" gibt es nicht.
Ich würde grundsätzlich zwischen mechanischen und elektronischen FS unterscheiden.
2. ED1000 ist ein Übertragungsverfahren (Tonfrequenz-Frequenzumtastung-duplex), TW39 beschreibt eine Vermittlungstechnik (TW=
Teilnehmer
Wahl). Hier hat sich allerdings eingebürgert, die Zweidraht-Stromschnittstelle mit TW39 zu bezeichnen. Außerdem wird fälschlicher Weise ED1000 häufig mit "Tastaturwahl mit Fernschreibzeichen" gleichgesetzt..
Schnittstellen mit der zugehörigen Übertragungstechnik und Vermittlungstechnik mit den entsprechenden Wählverfahren sind aber zwei Paar Schuhe, die getrennt betrachtet werden müssen.
Entscheidend ist das zum Einsatz kommende "Signalisierungsverfahren", mit dem die Vermittlunsstelle festlegt, wie die Wahl zu erfolgen hat.
Man unterscheidet grundsätzlich zwei Signalisierungsarten:
- "Typ A" - Wählen mittels Fernschreibzeichen (FS-Tastatur)
- "Typ B" - Wählen mittels Wählimpulsen (Wählscheibe, Postdeutsch "Nummernschalter")
Die Art der Signalübertragung (Ton oder Strom) spielt dabei grundsätzlich keine Rolle.
Bei Typ B wird eine "Wahlaufforderung" (25ms-Impuls) gesendet, welche die Gerätschaften in den Wählzustand schaltet.
Bei Typ A wird die Maschine sofort in den Schreibzustand gebracht und von der VSt wird ein 40ms-Impuls gesendet, der zum Abdruck des Buchstabens "v" führt.
(Der 40ms-Impuls ist nicht zwingend erforderlich und wurde z.B. in der Schweiz weggelassen)
Impulspläne zu den Signalisierungen findest Du hier:
viewtopic.php?p=24749#p24749
Alle mir bekannten Teilnehmereinrichtungen, ob elektromechanisch oder elektronisch, können beide Signalisierungsarten erkennen und entsprechend reagieren.
Auch die elektronischen Fernschreiber sind also in der Lage, Wählimpulse zu senden, natürlich mittels Tastaturwahl, da es sie auch mit Stromschnittstellen zum Betrieb ab alten Vermittlungsstellen gegeben hat.
Die Siemens-Maschinen T1000 und T1000S erkennen die Signalisierungsart automatisch, beim LO3000 muss die gewünschte Signalisierungsart programmiert werden (Wahlfunktionen mit Servicestecker).
Den Umsetzer CCIT-2 auf Impuls in deinem Konverter hättest Du dir also sparen können, wenn die B-Signalisierung, die ja offenbar von eurer VSt gesendet wird, entsprechend auf die Töne 500Hz und 700Hz umgesetzt worden wäre.
Mit einem elektronischen FS (z.B. T1000) sähe der Wählvorgang dann wie folgt aus:
- FS: Drücken AT --> AT leuchtet, FS geht auf 3150Hz --> Amtsstrom geht auf 40mA, "Amtston" (XR2206) bleibt aber auf 500Hz!!
- Amt: 25ms Stromunterbrechung --> Amtston (XR2206) geht für 25ms auf 700Hz
- FS: Wählen mit Tastatur --> FS sendet Wählimpulse (Umtastung von 3150Hz auf 2250Hz)
- Amt: Hat Verbindung zum fernen Teilnehmer hergestellt --> Amt polt um --> "Amtston" (XR2206) geht auf 700Hz
- FS: AT erlischt, ST leuchtet, akustisches Signal ertönt und FS wird in Schreibbetrieb versetzt
So wäre ein elektronischer FS "stilecht" mit einer Impulswahl-Vermittlungsstelle verbunden..
Beim Drücken der ST (kurz genügt) erlischt diese und der Ton geht dauerhaft auf 2250 Hz.
Wenn dann nach einer gewissen Zeit (150ms) kein Zeichen mehr kommt, muss der Amtsstrom auf 5mA und der "Amtston" (XR2206) auf 500Hz geschaltet werden. Damit sind beide Seiten wieder im Ruhezustand.
Beim Anruf von außen polt das Amt den 5mA-Ruhestrom um, FSG bzw. LAT erhöhen auf 40mA.
Bei ED1000 wird einfach von 500Hz auf 700Hz umgeschaltet, FS geht von 2250Hz auf 3150Hz.
Der FS wird dadurch in den Schreibzustand versetzt.
Man hat seinerzeit also vorausschauend so geplant und technische Normen festgelegt, dass alle möglichen Kombinationen von Teilnehmereinrichtungen, Übertragungsarten und Vermittlungstechnik möglich waren.
So konnten selbst Uralt-Geräte nach der Umstellung auf Tonübertragung und Fernschreibzeichenwahl allein durch Zwischenschaltung eines AGT ohne Eingriffe weiterverwendet werden.
Es genügte ein Adapter von Walzenstecker auf ADOS8 oder der Walzenstecker wurde durch ADOS8 ersetzt.
Und die modernsten elektronischen Maschinen konnten mit Stromschnittstellenkarte an Uralt-Telexnetzen, z.B. im Ausland, betrieben werden.