Kleinwählzentrale 1/9/2 TeKaDe W350 in Relaistechnik

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Kleinwählzentrale 1/9/2 TeKaDe W350 in Relaistechnik

#1

Beitrag: # 36423Beitrag MKS »

Liebe Freunde alter Fernmeldetechnik,

mit Fernschreibern hat dieser Thread nichts zu tun und findet sich daher in der Kategorie „Off-Topic“ wieder. Inspiriert durch ein anderes Forumsmitglied, dessen Siemens-Telefonanlage (NeHa) hier beschrieben ist, bin ich endlich mal motiviert worden, meine alte Anlage betriebsbereit zu machen.
Es handelt sich um eine Kleinwählzentrale in Relaistechnik für eine Amtsleitung und 10 Nebenstellen, die rein elektromechanisch funktioniert. Sie wurde 1972 von TeKaDe (Süddeutsche Telefonapparate-, Kabel- und Drahtwerke A.G.; Telegrammwort „tekade“, Firmenname daraus abgeleitet) in Nürnberg hergestellt und durch die Deutsche Bundespost an Teilnehmer vermietet. In der Regel waren solche Anlagen in kleinen Firmen oder sehr gut begüterten Haushalten im Einsatz. Diese ging von der Post in den 1980er Jahren über den Schrottverkauf des FZA 21 an eine Privatperson, die die Anlage als Haustelefonvermittlung nutze. Durch die Auflösung dieses Haushaltes kam die Anlage dann zu mir.
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Re: Kleinwählzentrale 1/9/2 TeKaDe W350 in Relaistechnik

#2

Beitrag: # 36424Beitrag MKS »

Der gesamte Kasten wiegt 42 kg und ist gefüllt mit solider Technik, die so ordentlich wie ein Lehrmodell fast für die Ewigkeit gebaut ist. Die Anlage ist ein wahrer Energiefresser, bei Volllastbetrieb sind 95 Watt angegeben.
Insgesamt arbeiten 96 Relais, es sind zwei Innenverbindungswege vorhanden. Drehwähler gibt es nicht, die Verbindung wird über Relaisketten hergestellt. Die Nebenstellen sind über die Nummern 0 bis 9 anrufbar, durch Erdtastendruck lässt sich die Amtsleitung erreichen bzw. weiterverbinden. Programmiert bzw. eingestellt wird die Anlage über Löt- und Schraubbrücken. Lediglich die Nachtschaltung lässt sich über Telefon ‚programmieren’. Zuschaltbar ist eine Rufweiterschaltung, die durch ein Thermorelais gesteuert wird. Ferner können Nebenstellen mithörberechtigt eingestellt, ein Zentralwecker angeschlossen und Schauzeichen zur Signalisierung der Amtsbelegung angeschlossen werden.
Die Hörzeichen (Summerton, 100 Hz) entsprechen nicht der heutigen Gewohnheit, bspw. ist das Besetztzeichen ein Dauerton.
Gerufen wird mit 60 Volt ˜, was bei modernen Anlagen kaum noch der Fall ist. Bauartbedingt klingelt bei einem Amtsruf immer nur eine Nebenstelle. Die Leitungsreichweite je Teilnehmer soll bei 0,8 mm Adern bis zu 6,5 km betragen.
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Re: Kleinwählzentrale 1/9/2 TeKaDe W350 in Relaistechnik

#3

Beitrag: # 36425Beitrag MKS »

Da die Anlage zur Vorführung von alten Telefonen vorgesehen ist, wird sie nicht fest im Haus verbaut. Aufgrund des hohen Gewichts habe ich mich daher für eine einigermaßen mobile Lösung auf Rollen entschieden.
Zwei Multiplexplatten mit 20 mm Stärke wurden zugeschnitten, lackiert und durch stabile Metallwinkel miteinander verschraubt, darunter Schwerlastrollen mit Arretierung verbaut. Bei der Gewichtsverteilung musste berücksichtigt werden, dass die Anlage auch bei ausgeschwenktem Relaisrahmen nicht kippen darf.
Leider ist die Originalhalterung für die Anlage verloren gegangen, daher musste ich 2 Metallhalterungen passend herrichten, die wiederum durch starke Gewindeschrauben mit Unterlegscheiben und Muttern im Holz stabil verankert sind.
Nach dem Einhängen habe ich das Metallgehäuse zusätzlich noch unten mit zwei Sicherungsschrauben fixiert. Es ist Absicht, dass das Gehäuse nicht mittig auf der Holzplatte positioniert ist, da an der linken Seite mehr Platz für das Aufschwenken des Relaisrahmens benötigt wird.
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Re: Kleinwählzentrale 1/9/2 TeKaDe W350 in Relaistechnik

#4

Beitrag: # 36426Beitrag MKS »

Auf der Rückseite wurden 5 TAE-Buchen (NF/F) installiert, über die insgesamt alle Nebenstellen angeschlossen werden. Die Amtsleitung wird an das darunter sichtbare Kästchen, eine Trennsteckverbindung, angeschaltet.
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Zuletzt geändert von MKS am Fr 17. Mär 2023, 09:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Kleinwählzentrale 1/9/2 TeKaDe W350 in Relaistechnik

#5

Beitrag: # 36427Beitrag MKS »

Nun würde ich gerne die Technik der Kleinwählzentrale sichtbar machen, aber bei abgenommener Gehäusekappe würde sie einstauben. Die Bedienungsanweisung, Schaltpläne, Ersatzteillisten und Begleitpapiere lagern alle im Deckel in einer Klemmvorrichtung, was ich vom Hersteller sehr durchdacht und praktisch finde. Alle Papiere habe ich gescannt/digitalisiert (50 MB) und stelle sie bei Bedarf gerne zur Verfügung. Hier füge ich nur die Kurzanleitung bei.
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Re: Kleinwählzentrale 1/9/2 TeKaDe W350 in Relaistechnik

#6

Beitrag: # 36428Beitrag MKS »

An der Wählanlage sind die Telefone angeschlossen, die im Regal in den oberen zwei Reihen stehen. Jedes Telefon repräsentiert ein Jahrzehnt, sodass sich gewissermaßen von den 1920er Jahren bis in die 1990er Jahre sprechen lässt (W28, M36, W38, W48, FeTAp 611, FeTAp 751, FeTAp 82 ‚alpha’, Tel Signo). Die Apparate sind überhaupt nicht selten, sodass sie einfach ausprobiert werden können.
In einem Kabelsammelschlauch sind die zahlreichen Anschlussschnüre zu den Telefonen gebündelt, damit es noch einigermaßen wohnlich aussieht.
Links im Regal hat übrigens der T68d seinen Platz gefunden, dem ich noch eine recht passende Leuchte spendiert habe, aber keine antike. Die i-Telexhardware befindet sich zwei Etagen tiefer im Keller.
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Re: Kleinwählzentrale 1/9/2 TeKaDe W350 in Relaistechnik

#7

Beitrag: # 36429Beitrag MKS »

Die Anlage funktioniert vollständig, aber ich schalte sie aufgrund des hohen Energieverbrauchs lieber nur zum Vorführen ein. Die Amtsleitung der W350 ist mit der Nebenstelle von einer Auerswald ETS-4416 I verbunden, die gleichzeitig als Umsetzer für das Wahlverfahren (IWV -> MFV) dient. Diese Anlage ist wiederum an den ISDN-Port einer Fritzbox angeschlossen.

An den großen Lastwiderständen des Netzteils („Speisebrücke“) scheinen zur Hitzeisolierung Unterlegscheiben aus ungebundenem (!) Asbest verbaut zu sein. Könnte man diese gegen ein anderes hitzebeständiges Material tauschen? :scratch:

Ich wäre sehr dankbar über Tipps, woher man eine Plexiglasabdeckung bekommen könnte, welche die Metallkappe ersetzen würde, um die Relaistechnik sichtbar zu machen. Vielleicht lässt sich auch so etwas selbst bauen. :scratch: Fernschreiber in Plexiglasgehäusen habe ich schon gesehen.

Gibt es Informationen, in welchem Ort das Fernmeldezeugamt (FZA) 21 war? :scratch: In diesem FZA wurde die Anlage nämlich veräußert.
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DF3OE
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Re: Kleinwählzentrale 1/9/2 TeKaDe W350 in Relaistechnik

#8

Beitrag: # 36432Beitrag DF3OE »

Hallo Marco,

vielen Dank für die tolle Vorstellung. :thumbup:
Insbesondere der "mobile Aufbau" hat mich nun inspiriert, eine von Andreas restaurierte alte Siemens Anlage von Anfang
der 1950er, auch so aufzubauen. Das ist eine wirklich gute Idee. :thumbup:
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Fax G2/G3: 05176-9754481 (Sanyo SF100 Thermofax) defekt
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Re: Kleinwählzentrale 1/9/2 TeKaDe W350 in Relaistechnik

#9

Beitrag: # 36434Beitrag frikkler »

Hallo Marco,

danke für das vorstellen der Anlage.
Ich finde die Aufstellung deiner Telefonsammlung sehr gelungen. Macht optisch wirklich was her! Die Möglichkeit die Anlage mit den Telefonen direkt vorführen zu können finde ich ebenfalls sehr interessant. Beträgt die Ruffrequenz 25Hz oder 50Hz?

Zu den Plexiglasplatten: Plexiglasplatten von 5mm Dicke lassen sich sehr gut bearbeiten. Die Stoßstellen lassen sich recht gut mit Modellbaukleber zusammensetzen, sodass sich ein Kasten bauen lässt. Optisch noch ansprechender wäre vermutlich eine gekantete Variante. Hast du vielleicht eine Messe-/oder Werbemittelhersteller bei dir in der Nähe?

Gruß,
Lukas
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Re: Kleinwählzentrale 1/9/2 TeKaDe W350 in Relaistechnik

#10

Beitrag: # 36437Beitrag duddsig »

Auch von mir vielen Dank an die schöne Präsentation.
Das ist wohl dann die große Schwester von dieser hier viewtopic.php?t=987
Ich hatte dann noch das wohl identische Netzteil gegen ein Schaltnetzteil ausgewechselt. Das Eingebaute war wohl auch als Raumheizung gedacht. Damals war das aber kein Problem, hat ja fast nüscht gekostet der Strom. Um wieder eine Rufwechselspannung und angenehmere Hörtöne zu erzeugen habe ich dann noch etwas Elekronik spendiert, dadurch kann ich Vorteilhafter Weise auch mit 25Hz klingeln, was besser für die alten Apparate ist, wo die Klingelmechanik bei 50Hz nicht hinterher kommt viewtopic.php?t=1187 . Ist natürlich so gemacht, daß das Originalnetzteil mit wenigen Handgriffen wieder eingebaut werden kann.

Der Ständer mit den Rollen gefällt mir sehr gut. Ich hatte das damals mit einem Unterbau/Ständer aus Aluprofil gemacht, und halt ebenfalls die senkrechte Platte. Die TE KA DE hängt aktuell an der Wand, daher ist der Ständer frei geworden. An diesen habe ich jetzt eine 52er R 1-5-1 befestigt, die mir erst vor 3 Wochen zugeflogen ist. Ein Brett mit Rollen, also praktisch ein Hunt, wäre schnell noch drunter geschraubt.
Die R 1-5-1 wede ich auch noch genauer vorstellen, hier schon mal ein Bild
IMG_20230310_131008.jpg
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