Siemens FSG TW39 L Reparatur

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MKS
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Siemens FSG TW39 L Reparatur

#1

Beitrag: # 48227Beitrag MKS »

Hallo zusammen,

heute stelle ich ein Fernschaltgerät von Siemens TW39 L von 1957 vor, das bereits vor einigen Wochen wegen einer defekten Wicklung des SZ-Relais im Forum erwähnt wurde.

Insgesamt gab es folgende Defekte:
- Sicherung 1 oxidiert, kein Durchgang
- Anschlussschnüre rissig und spröde
- Wählscheibe/NrS schwergängig
- Wicklung Sz-Relais defekt
- Netzstecker zertrümmert
- Abdeckgitter Anruflampe eingedrückt

Hier nun der komplette Reparaturbericht:
Angeboten wurde damals ein schmutziges, aber äußerlich unversehrtes Gerät, abgesehen von dem fehlenden Schild für die eigene Telexnummer.

Siemens TW39 L (1).jpg

Den Versand hat es leider nicht unbeschadet überstanden: Netzstecker aus Bakelit zertrümmert, Abdeckgitter (‚Schildkröte’) der Anruflampe eingedrückt. Schuld war eine dilettantische Verpackung, für die der Verkäufer verantwortlich ist: Das Gerät war ohne Karton lediglich in Wellpappe eingewickelt und wurde so versendet. :mad:
Zwar ist es leidlich, aber nach diesem und anderen Erlebnissen schreibe ich nun immer vor dem Versand eine freundliche Bitte, sorgsam zu verpacken.

Siemens TW39 L (8).JPG
Siemens TW39 L (9).JPG

Innen ist immerhin alles komplett und nicht verbastelt. Die Glühlampe ist auf den Bildern schon entfernt.

Siemens TW39 L (10).JPG
Siemens TW39 L (11).JPG
Siemens TW39 L (12).JPG

Als erstes habe ich versucht, der eingedrückten ‚Schildkröte’ über der Anruflampe wieder ihre ursprüngliche Form zu geben. Dazu nimmt man am besten einen Treibhammer und Treibklotz, um die halbrunde Form wiederherzustellen.

Siemens TW39 L (19).JPG

Die spröden und rissigen Anschlussschnüre aus Gummi wurden gegen solche aus PVC getauscht. Als Ersatz für die Telegraphieschnur bewährt sich schwarze Schlauchleitung (4 x 0,5 mm) in passender Farbcodierung (ws, br, ge, gn).
Ersatz für den zertrümmerten Netzstecker ist ein neuerer aus schwarzen PVC.

So habe ich das FSG dann testen wollen, aber es zeigte leider keine Funktion. Nach dem Durchmessen konnte schnell eine vergammelte Glasrohrsicherung (Si 1 – 250 mA) ausfindig gemacht werden, nach deren Tausch der Gleichrichterteil funktionierte. Trotzdem zeigte das gesamte Gerät nicht die gewünschte Funktion, sodass ich wieder gemessen… und einen weiteren Fehler gefunden habe: Eine Wicklung des Schauzeichenrelais (Sz) war defekt. Dessen Reparatur hatte ich seinerzeit hier beschrieben:

https://www.telexforum.de/viewtopic.php?t=5090

Seit der Neuwicklung des Sz-Relais funktioniert das gesamte FSG nun wieder wie es soll. ^^
Habe noch den Nummernschalter gereinigt und geölt, die Ablaufgeschwindigkeit war in Ordnung.
Farbschäden am Gehäuse lassen sich recht unauffällig mit einem Lackstift (Edding 780) ausbessern.

Siemens TW39 L (26).JPG

Eigentlich könnte das FSG nun wieder an den Start gehen, aber ich bin mir noch über eine Sache unsicher :scratch::
Parallel zu den Schaltkontakten für die Fernschreibmaschine (H-Relais) sind zur Funkenlöschung C1 (1 µF) und Wi1 (100 Ω) in Reihe geschaltet. Da C1 unter Netzspannung steht, schon sehr alt ist und ggf. irgendwann durchschlägt, könnten die Kontakte des H-Relais überlastet werden.
Zur Vorsicht wollte ich C1 und Wi1 gegen folgende Bauteile tauschen, die ich hier habe:

Siemens TW39 L (28).jpg
Siemens TW39 L (27).JPG

Wären der abgebildete X2 MKP-Kondensator und Widerstand geeignet? Gerne würde ich den alten Kondensator an seinem Platz lassen, nur ablöten und an dessen (verlängerten) Zuleitungen beide Bauteile sorgsam isoliert neben dem Kondensatorturm unterbringen.


Nun meine Fragen an die Fachleute:
- Sollte man C1 zur Vorsicht austauschen?
- Sind die abgebildeten Bauteile (C, W) als Ersatz geeignet?
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duddsig
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#2

Beitrag: # 48229Beitrag duddsig »

Das ist glaube ich genau die Kombi, die bei mir letztlich abgeraucht ist - also an identischer Stelle, aber in einem anderen FSG.
Den prophylaktisch zu tauschen kann nie verkehrt sein. Bei mir hat der erheblich schwächlichere Widerstand schlimmeres verhindert, indem er wie eine Feinsicherung mit Qualmwolke gewirkt hat. Der abgebildete Dicke braucht halt etwas länger im Fehlerfall bis er aufgibt. Der Kondensator ist auf jeden Fall in Ordnung.
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#3

Beitrag: # 48230Beitrag mjuhrig »

Der Kondensator ist sicher gut geeignet. Warum ist es ein 100 Ohm Widerstand? Im Schaltplan steht 50 Ohm oder ist tatsächlich ein 100 Ohm Widerstand verbaut?
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duddsig
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#4

Beitrag: # 48231Beitrag duddsig »

Da steht sogar 10 Ohm würde ich meinen. Bei meinem FSG waren es definitiv 10 Ohm habe aber 22 Ohm eingebaut.
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#5

Beitrag: # 48239Beitrag MKS »

Vielen Dank für eure gezielten und umsichtigen Hinweise, Marc und Jens! :thumbup:
Da habe ich zu oberflächlich geschaut :whack:.

Nun noch mal zur Kontrolle der aufgedruckte Widerstandswert (10 Ω), der sich gerade so mit einem Mundspiegel ablesen lässt:

20250216_163253.jpg

Zum Ablöten der Adern an C1 und Wi1 muss ich wegen der engen Platzverhältnisse den Turm lösen, sodass C1 herausnehmbar ist. Nun überlege ich doch, ob ich C1 neu befülle. Vielleicht lässt sich das Innenleben bei Erwärmung auf ca. 80-100 °C herausziehen... Dann könnte auch der Widerstand bleiben. Ansonsten hätte ich auch noch einen mit 10 Ω, 3 W. Wäre dessen Leistung ausreichend?

20250216_164237.jpg
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Beitrag: # 48241Beitrag duddsig »

MKS hat geschrieben: So 16. Feb 2025, 17:09 Ansonsten hätte ich auch noch einen mit 10 Ω, 3 W. Wäre dessen Leistung ausreichend?
Klar reicht der. Bei mir hatte der maximal 1W, deshalb hat der auch so schön geleuchtet :D . Der war allerdings außen.
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Beitrag: # 48280Beitrag MKS »

Mittlerweile habe ich C1 und Wi1 getauscht. Nach dem Lockern des Kondensatorturms und Ablöten der Drähte an C1 war mir dessen Neubefüllung zu aufwändig. Die abgelöteten Drähte habe ich mit Litze verlängert und an deren Verbindungslötung gut isoliert (Schrumpf- und darüber Silikonschlauch).
Der vorgesehene Ersatzwiderstand war dann doch ungeeignet, da er mit R10 (= 0,1 Ω) statt 10R (= 10 Ω) beschriftet ist. Habe da erst nicht so genau hingesehen.
Nun wurde ein Metallfilmwiderstand (10 Ω) genommen, der von der Größe her 1 W haben sollte. Hoffe als Laie, dass der dafür geeignet aund ausreichend stark ist. :scratch:

Siemens TW39L (33).JPG

Das außen mit starkem transparentem Schrumpfschlauch isolierte Päckchen ist per Kabelbinder am Kondensatorturm fixiert.
Rückbau in den Originalzustand ist möglich.

Siemens TW39L (34).JPG

Eigentlich mag ich es nicht, den Originalzustand zu ändern, hatte aber Angst um die Motorkontakte des H-Relais. In mindestens 2 Fällen wurde über verschmorte Kontakte im Forum berichtet. Daher war der vorbeugende Kondensatortausch m.E. sinnvoll.

Derzeit arbeitet das Siemens TW39 L zusammen mit dem/der Lo15 von 1949, soll aber durch ein passendes FSG von Lorenz ersetzt werden, das als nächstes auf der Werkbank steht... ;)
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WolfHenk
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#8

Beitrag: # 48287Beitrag WolfHenk »

das RC-Glied ist lediglich zur Funkenlöschung verbaut. Es schützt im AUSschaltmoment die Kontakte der Relais, indem es die durch Induktivität entstehende Spannungsspitze schluckt.
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