Das RPG70 ist in der Praxis insgesamt nicht besonders gut nutzbar, auch wenn es funktioniert.
Ich hatte es selbst einmal.
Folgendes erinnere ich als sehr störend :
Nur stufig einstellbare Gittervorspannung, die nur bis -18 V reicht ; Anodenspannung und Schirmgitter reichen nur bis 200V und nur die 150 ist davon stabilisiert, das auch nur bis ca. 30mA... und der Heizstrom darf nur 1.5A betragen. Alles Mist, viel zu wenig ! So kann man nur wenige Röhren auf dem RPG wenigstens statisch genau so in Betrieb nehmen, wie sie im Gerät betrieben werden. Aber genau das müsste man tun, will man eine Aussage über den Zustand treffen - es sei denn, die Rö ist ganz defekt, das kann man oft auch mit ziemlich danebenliegenden Prüfdaten noch feststellen.
Keine Messung des Schirmgitterstromes oder des Steuergitterstromes.
Die in 1V-Stufen einstellbare Ug1 soll sich zur Steilheitsmessung eignen, aber das ist natürlich Unfug, denn solange die Rö nicht im vorgesehenen Arbeitspunkt betrieben wird, wird auch ihre Steilheit nicht den Wert haben, der im Datenblatt für den jeweiligen Arbeitspunkt angegeben ist.
Insgesamt also völlig unbrauchbar, außer zum einfachen Test "Kaputt oder geht noch (irgendwie)"
Die Prüfkarten prüfen außerdem fast alle mit Ug1=0 !
Fast alle beanstandeten Punkte gelten auch für die Vorläufer RPG64 und RPG61, hatte ich ebenfalls, das 64 lässt sich immerhin stufenlos am Gitter bis -30V einstellen und man kann dort den Selen-Einweggleichrichter durch eine Si-Brücke ersetzen, schon reicht das Gerät recht stabil bis über 250V hinaus. Die Prüfkarten stimmen dann natürlich überhaupt nicht mehr, aber das taten sie ja vorher auch schon nicht, nur anders.
Mit zusätzlichen Instrumenten kann man dann mit einem modifizierten RPG64 schon was anfangen.
Der Trafo im 64er ist deutlich leistungsfähiger, das war jedenfalls kein Problem bei meinem Gerät.
Insgesamt arbeiten alle diese Geräte genau so, wie es die Funke W16, W19(s) tun. Aber Funke ist weit universeller verwendbar, der Trafo ist viel großzügiger dimensioniert, als bei den RPG64/70 und es sind weit mehr Fassungen vorhanden. Somit wurde für einfache Kurztests ein etwas optimierter W19s mein meistgenutztes PRÜFgerät (kein MESSgerät), mit Schutzeinrichtungen für das Messwerk und einigen weiteren Detailänderungen, welche das Gerät für mich erheblich praktischer nutzbar machen und in Grenzen auch recht gute Zustandsbeurteilungen ermöglichen, sowohl Kathodenzustand, als auch Gitterstrom und Vakuum. Allerdings benutze ich in der Regel von den Prüfkarten nur noch die Löcher für die Sockelbeschaltung und stecke alles andere so, wie es sich als zweckmäßiger erwiesen hat. So erreicht man selbst auf dem W19(s) eine recht gute Korrelierung der Angabe des Kathodenzustandes mit den auf echten Messgeräten ermittelten Werten, was aber oft nicht der Fall ist, wenn man nur mit den von Funke auf den Prüfkarten vorgegebenen Werten prüft. (Insbesondere bei Leistungsröhren, also Endröhren und Gleichrichtern)
Das W19(s) hat bei mir primär die Funktion des Zeitsparers und des Schoners gegen Verschleiß für die echten Rö.-Messgeräte, die dann eingesetzt werden, wenn tatsächlich MESSwerte nötig sind oder sonstige anspruchsvolle Messungen und Prüfungen nötig sind, die mit dem W19(s) nicht oder nicht zufriedenstellend möglich sind.
Ich könnte mich hier jetzt noch endlos ausbreiten, aber das führt zu weit - ich wurde nur durch das RPG70 getriggert
