Fernschreiber 68d aus der Bucht

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harlix
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Fernschreiber 68d aus der Bucht

#1

Beitrag: # 47201Beitrag harlix »

Hallo zusammen,

vor fast 2 Wochen habe ich einen wunderschönen Siemens T68d mit Metalltasten bei Ebay ersteigert. Dabei handelt es sich um meinen ersten Fernschreiber überhaupt. Der Apparat ist von 1952 und damit älter als mein Vater, dafür steht er noch sehr gut da, dem ersten Eindruck nach zu urteilen.

Ich habe mich bewusst für den T68 als Erstgerät entschieden, auch wenn hier allgemein zu einem Blattschreiber geraten wird. Ein Grund ist, dass ich mich für RTTY interessiere und Streifenschreiber hierfür besser geeignet sind, insbesondere wenn schwache Signale empfangen werden und Zeichen verlorengehen (Wagenrücklauf). Ein zweiter Grund ist, dass das Gerät relativ kompakt und wunderschön ist und obendrein auch noch sehr gut klingt.

Noch habe ich das Gerät nicht in Betrieb genommen und komme leider auch nicht so schnell dazu, da ich über die Weihnachtszeit sehr viel zu tun habe und im Januar umziehe. Ich hoffe aber, dass ich zwischendurch immer mal wieder dazu komme, das Gerät für den Betrieb vorzubereiten. Dazu habe ich einige Fragen:

  • Gibt es ein "Standardvorgehen" vor der Inbetriebnahme? Ich denke an Reinigung, Vorabprüfung von Komponenten, Austausch von Kondensatoren usw.
  • Welche Reinigungsmittel sind geeignet?
  • Sollten alle mechanischen Teile komplett entfettet und neu geschmiert werden, oder reicht ein Nachölen bei Bedarf? Welche Öle und Fette sind hierfür zu verwenden?
  • Gibt es sonstige Besonderheiten, auf die ich achten muss?
  • Wie kann ich die Gerätekennung herausfinden, ohne das Gerät einzuschalten?

Vielen Dank schonmal für eure Antworten und viele Grüße

Felix
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WolfgangH
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Fernschreiber 68d aus der Bucht

#2

Beitrag: # 47203Beitrag WolfgangH »

Hallo Felix,

Gratulation zum schönen Gerät und viel Spaß mit dem neuen Hobby!
harlix hat geschrieben: Mi 11. Dez 2024, 20:48 Gibt es ein "Standardvorgehen" vor der Inbetriebnahme? Ich denke an Reinigung, Vorabprüfung von Komponenten, Austausch von Kondensatoren
Ja Reinigung und Sichtprüfung vor allem der Kabel auf Risse ist schon zu empfehlen, ev. auch eine Reinigung der Druckwalze, falls sie zugesetzt ist. Optisch sieht Deine Maschine aber sehr schön aus und dank der guten Abdeckung kommt kein Schmutz in die Maschine. Das Netzfilter sollte auf jeden Fall ersetzt werden. Früher oder später verabschiedet es sich mit einem Knall. Zu Testzwecken kannst Du es auch abknipsen. Zum Ersatz gibt es hier schon einige Berichte, ich denke auch einen von mir.
harlix hat geschrieben: Mi 11. Dez 2024, 20:48 Welche Reinigungsmittel sind geeignet?
Ich verwende gerne Isopropanol und WD-40. Letzteres hinterläßt einen schönen Glanz am Gehäuse. Achtung! Den roten Stempel unter dem Typenschild nicht reinigen, der geht leicht ab.
harlix hat geschrieben: Mi 11. Dez 2024, 20:48 Sollten alle mechanischen Teile komplett entfettet und neu geschmiert werden, oder reicht ein Nachölen bei Bedarf? Welche Öle und Fette
Beim T68d würde ich ein Entfetten keinesfalls empfehlen. Ggf. etwas Nachölen der beweglichen Teile und der Schmierfilze reicht aus. Nur falls etwas wirklich verharzt ist, dann wäre eine tiefergreifende Reinigung erforderlich. Das ist bei der Maschine aber untypisch. Du kannst jedes säurefreie Feinmechaniköl z.B. Nähmaschinenöl verwenden. Beliebt ist hier auch das Sprühöl 88 von Kontakt Chemie.
harlix hat geschrieben: Mi 11. Dez 2024, 20:48 Gibt es sonstige Besonderheiten, auf die ich achten muss?
Beim Netzkabel mußt Du aufpassen, daß Du keines aus der Schweiz (anderer Netzstecker) benutzt, das ist anders belegt. Sonst sind mir keine bekannt.
harlix hat geschrieben: Mi 11. Dez 2024, 20:48 Wie kann ich die Gerätekennung herausfinden, ohne das Gerät einzuschalten?
In dem Du den Kennungsgeber ausbaust und ihn manuell ausliest. Das würde ich Dir aber nicht empfehlen, da die Mechanik etwas empfindlich ist und Du hinterher vielleicht lange justieren mußt, damit die Auslösung wieder einwandfrei funktioniert.
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mjuhrig
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Fernschreiber 68d aus der Bucht

#3

Beitrag: # 47204Beitrag mjuhrig »

Hallo Felix,

willkommen im Club.

Zu Deinen Fragen:

Gibt es ein "Standardvorgehen" vor der Inbetriebnahme? Ich denke an Reinigung, Vorabprüfung von Komponenten, Austausch von Kondensatoren usw.
Welche Reinigungsmittel sind geeignet? Sollten alle mechanischen Teile komplett entfettet und neu geschmiert werden, oder reicht ein Nachölen bei Bedarf? Welche Öle und Fette sind hierfür zu verwenden?

Zur Reinigung einfach mal hier im Forum mir der Suchfunktion nach passenden Einträgen suchen. Alle T68D, welche ich gesehen habe, sind innen erstaunlich sauber und Rost schein auch selten zu finden zu sein. Da es ein sehr kompaktes Gerät ist, wurden wohl auch die meisten, nach ihrem aktiven Dienst, der T68D innen gelagert und nicht in feuchten Schuppen, wie größere Geräte.

Austausch von Kompetenten: unbedingt vor dem ersten mal Strom anlegen den FE2 Filter tauschen. Die mutieren mit steigendem Alter zu Knallfröschen. Tips siehe: https://telexforum.de/viewtopic.php?t=5061&start=10 und viewtopic.php?t=2897&start=20

Die Kondensatoren einfach durchmessen (Kapazität und ggf. "Equivalent Series Resistance" ESR).

Gibt es sonstige Besonderheiten, auf die ich achten muss?
Ja, die großen Zahnräder sind teilweise aus Pertinax. Es ist wichtig, dass diese leichtgängig laufen, damit es nicht zum Zahnausfall kommt.

Wie kann ich die Gerätekennung herausfinden, ohne das Gerät einzuschalten?
Ja, die Kodierung ist in den diversen Handbüchern für den T68D beschrieben.

Viel Erfolg bei der Inbetriebnahme.
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#4

Beitrag: # 47205Beitrag xachsewag »

Wolfgang hat schon das meiste gesagt ich pack noch etwas dazu:
Ideal ist das Sprühöl 88 zum Ölen.
Wichtig: WD40 nur zum Reinigen nehmen, nicht zum Schmieren. Ich nehme gerne Brunol zum Reinigen. Ist ein Waffenöl und im Gegensatz zu Balistol deutlich angenehmer im Geruch wie ich finde.

-Typenkopf reinigen: Mit Zahnbürste und Fettlöser.
-Den Farbröllchen kannt du einen spritzer Öl geben, dann kann man oft noch etwas Farbe rausholen. Auch die Lagerung der Farbrölchen prüfen und ggf. reinigen.

Der T68d hat den Vorteil fast hermetisch abgeschirmt zu sein, somit sehen die Maschinen von innen eigentlich immer sehr gut aus.
Wie erwähnt reicht es hier vie Mechanik etwas zu ölen und die Filze wieder zu tränken. Persönlich nehme ich für die Filze immer ein Öl von der Konsistenz wie Motoröl. Also nicht so flüssig wie das Sprühöl.

Wichtig ist das man die Mechanik dann mal über den Fliehkraftregler durchdreht (Pfeil/Laufrichtung beachten). Das muss ganz einfach gehen. Habe nun schon einige in meinen Händen gehabt und gerade mechanisch hatten einige (vermutlich durch den Transport) ein paar Probleme.
Der Typenkopf muss sich leicht nach vorne und hinten bewegen lassen. Das musst du vor dem durchdrehen prüfen.

Der Stempel der von unten das Papier Richtung Typenkopf schlägt macht manchmal Ärger, aber das ist lösbar.

Von zehn T68 habe ich nur bei einem den Netzfilter Kondensator getauscht. FI Probleme hatte ich bei den Maschinen noch nie. Da hatte ich ganz andere Kandidaten.

Wenn Du noch fragen hast kann man sicherlich auch mal telefonieren, das macht die Sache dann oft einfacher.

Mach dich mal mit dem schönen Stück vertraut. Ganz viel Spass schonmal.

Gruß
Basti

Den Kennungsgeber kannst du theoretisch auch optisch auslesen, musst aber das Oberteil abbauen damit du unten hinkommst.

Der T68 ist wirklich ein Meisterwek, hat mich aber auch schon manchmal herausgefordert.
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#5

Beitrag: # 47206Beitrag MKS »

Hallo Felix,

zu den Tipps und Hinweisen meiner erfahrenen Vorredner noch eine kleine Ergänzung: Beim Ölen der T68-Mechanik gibt es ein paar versteckte Stellen, die unbedingt mit Öl versorgt werden sollten:
- großes Metallzahnrad des Empfängers: Darin befindet sich eine von außen nicht sichtbare Filzscheibe, die durch ein vohandenes Loch mit Öl zu tränken ist.
- Zahnrad des Wechselempfängers (befindet sich unter Fliehkraftkupplung des Motors): Am Schaft des Zahnrads befindet sich ein Loch, durch das die innenliegende Achse mit Öl versorgt wird.
- große Nockenwelle des Senders: Etwa in der Mitte der Achse befindet sich ein kleines Loch, durch das Öl auf die innere Achse einzubringen ist.
- großes Metallzahnrad an der Druckerwelle: An dessen Schaft befindet sich eine Bohrung, durch die das Öl an die Achse gelangt

Bei Bedarf kann ich dazu noch Fotos eines Kollegen aus dem Forum ergänzen, damit die Stellen besser zu finden sind. Das Ölen schwieriger Stellen erleichtert eine Spritze mit Kanüle.

Viel Erfolg bei der Herrichtung deiner schönen Maschine! :thumbsup:
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xachsewag
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Beitrag: # 47207Beitrag xachsewag »

Am besten mal die Öl/Service Anleitung durchschauen.
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